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Cord Machens: "James Rizzi in Braunschweig - Glücksfall oder Fehlbesetzung"

Der Schlosspark

Die Stadt nach dem Krieg

Der Krieg hat die historische Bausubstanz zerstört, die Stadtstruktur fiel den Planern zum Opfer. Frühere innerstädtische Vorhaben hatten den Charakter der Weichbilde respektiert, nicht ohne der Stadt neue Perspektiven zu eröffnen. Klug war die Lage des Bahnhofs im Süden der Stadt gewählt, wo zwischen den Okerarmen das Brok und der Garten des Johannishofes weit in die Stadt ragten, Gelände also, das auf seine städtischen Aufgaben wartete. Dort wurde die Friedrich-Wilhelm-Strasse angelegt, die sich an der Oberpostdirektion von Raschdorff geschickt spaltet, um einmal den Kohlmarkt mit dem Bahnhof zu verbinden, und zum anderen über die Münzstrasse auf der zugeschütteten Mitteloker ins repräsentative Herz der Stadt zu stossen, zu Dom und Burgplatz, mit dem neuen Rathausturm von Winter als Zielpunkt: neue Strassen auf den Grenzen zwischen den Weichbildern, die sie verbinden, ohne ihr Eigenleben anzutasten.

Selbst die hochmütigen Planungen des Dritten Reiches sparten die Innenstadt aus und bezogen sich, man hatte die Verlegung des Bahnhofs schon lange im Sinn, auf die frei werdenden Flächen hinter dem Alten Bahnhof und auf eine Prachtallee zu dem Neuen. Diese Strasse wurde nach dem Krieg verwirklicht, Symptom der neuen städtebaulichen Leitbilder, die sich dem Fetisch "flüssiger Verkehr" verschrieben hatten. Wasser fliesst, Verkehr rollt eigentlich - Begriffe entlarven. Wenn der Verkehr fliessen soll, braucht er Wasserstrassen, aber nicht die von Venedig oder Amsterdam werden daraus, sondern Ströme, abgerundet und kurviert. Damit schwindet der Blick auf historische Strukturen und, rundgeschliffen von den Strömungen, werden Quartiere zu Traditionsinseln. Traditionsinseln entspringen nicht städtebaulichem Denken, ein paar Plätze mit geretteten Fachwerkbauten zu umstellen reduziert die Denkmalpflege auf sentimentale und touristische Aspekte. Das Typische an Braunschweig aber waren auch die Figuren des Stadtgrundrisses und die Wälle.

Die Kurt-Schumacher-Strasse zerschlug Krahes Wallanlagen an der empfindlichsten Stelle. Der Augustplatz mit seinem Dreistrahl wurde zur riesigen Kreuzung und ganz nebenbei fielen die beiden kubischen Torhäuschen in denen Krahe seinen Klassizismus auf den Punkt gebracht hatte. Man dachte nicht mal dran, sie zu versetzen. Das "Kerntangentenquadrat", was für ein seelenloses Wort, umfliesst breit und praktisch die Innenstadt. Der Lessingplatz hat Glück gehabt, er wurde nur ein wenig angeschliffen. Der scharfe, bastionäre Verschwenk von Giseler- und Kalenwall verschwindet unter dem Strassengewirr des Europaplatzes. Von da geht es unwirtlich weiter: Güldenstrasse, Radeklint, Langestrasse. Nirgends sind ansehliche Fassaden, erlebbare Strassenräume, geschweige denn Boulevards entstanden. Nur der Hagenmarkt und Teile des Bohlwegs zeigen stadträumliche Qualitäten, wenn auch die Strassenbahn auf eigenem Gleiskörper mit unseligen Zäunen den etwas gezähmten Fluss nur gelegentlich überqueren lässt. Insbesondere nicht, wo der Bohlweg als halber Boulevard keinen östlichen Bürgersteig besitzt.

Dort öffneten sich ehemals die Plätze vor den Schlössern dem Bohlweg-Flanneur, dort nun ist der Schlosspark versteckt und "abgebunden".

Bollmannplan
Bollmannplan (Trümmerplan 1948)

 

Inhalt | Der Schlosspark: Die bauliche Entwicklung

 

1999 Richard Borek Stiftung, Theodor-Heuss-Strasse 7, 38090 Braunschweig.
Die 28-seitige Broschüre ist für 2 Mark Schutzgebühr bei Borek am Dom erhältlich.

Magniviertel www.magniviertel.de