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Cord Machens: "James Rizzi in Braunschweig - Glücksfall oder Fehlbesetzung"

Der Schlosspark

Die bauliche Entwicklung

Das Schloss war, wie schon erwähnt, ausgebrannt, stand aber aufrecht bis auf die mittleren Mauerpartien des Nordflügels, man hat ganz andere Ruinen wieder aufgebaut, man wollte es nicht. Bollmanns "Trümmerplan" von 1948 zeigt die tabula rasa an Bohlweg und Damm-, Langedammstrasse. Nur die Schlossruine war als städtebaulicher Ordnungsfaktor geblieben, eben weil sie die Richtung dieser Strassen in Front und Flügeln aufgenommen hatte und nun als Letztes auch im Aufriss der Stadt bewahrte. Dem Schloss hätte man folgen müssen, anstatt es abzureissen. Während sich 1963 die Strassenränder schon wieder baulich belebt haben, wird die Lücke offenbar, die der Schlossabriss hinterliess. Der Strassendurchbruch vom Waisenhausdamm zum Bohlweg, der schon 1948 angedeutet war, ist vernünftig, obwohl etwas breit angelegt - Vorbote kommenden Unheils. Der Karrenführerplatz entsteht ganz ohne Fassung, seine Nordflanke ist noch lange Ödness, als der Schlossplatz schon seine erste Gestaltung erfahren hat: Am Bohlweg zwei breite parallele Wege, rhythmisch zu Flächen zusammengeschnürt, im Norden die verschobenen Plätze, die es gerade noch gibt, das Ganze ohne Prägnanz und Struktur, nicht Park, nicht Platz.

Neben dem Karrenführerplatz und dem Schlosspark zeigt sich umso auffälliger, wo noch Substanz ist. Das grosse Dreieck zwischen Am Magnitor-Magnitorwall und Friesenstrasse ist fast intakt. Hier, wo sich der südliche Hagen mit dem Magniviertel verband, hätte man ein ganzes Quartier erhalten und verbessern können. Die Spitze mit dem Kleinen Haus geschlossen, wie es geschehen ist, aber auch die Nikolaikirche, die einzige Bedeutende des Barock, hätte zumindest im Umriss erhalten werden können, statt Fassadenteile an einem Parkplatz der Echternstrasse zu vermauern. Und an der Basis dieses dreieckigen Quartiers die Magnikirche. Dazu standen südwestlich der Friesenstrasse noch Bauten des herzöglichen Marstalls, deren malerischer Hof die Fussgänger vom Schlossplatz durch das Ackerhofportal ins Magniviertel führte.

Nichts also liess vermuten, dass der zwar unfertige Karrenführerplatz und das intakte Quartier den Planern zur Disposition standen. Aber wiederum dreizehn Jahre später, 1975, sieht alles anders aus. Auf dem Karrenführerplatz steht das klotzige Kaufhaus, an dem der Waisenhausdamm sich totläuft und etwas nach Norden versetzt, stösst das "Autobahnteilstück" ebenfalls auf den Bohlweg, nachdem es vorher "unser" Tortenstückquartier brutal durchtrennt hat. Dem nördlichen Reststück fehlt die Basis und dem Herzstück die Flanke. Ganz nebenbei sind die Ackerhofgebäude verschwunden und das meiste der Friesenstrasse. Diese Verluste und Wunden sind das Problem. Man hat sie nicht einmal versorgt, geschweige denn geheilt.

Immerhin ist die Gestaltung des Schlossparks, und da darf ich pro domo sprechen, schon etwas ambitionierter. Ich selbst hatte einen Hochschulwettbewerb zum Schlosspark gewonnen und eine stärkere Konzentrierung und Ausprägung des Platzbereiches zum Bohlweg hin vorgeschlagen, sowie drei nach Osten kleiner werdende grüne Halbkreise, zu Konchen gleichsam bepflanzt. Das wurde im Büro Bofinger, in dem ich als Student arbeitete, präzisiert. Die Form des Wasserbeckens ist etwas zeitbedingt. Die Beton-Glaspyramide als Lesepavillon gedacht und als Cristallo-Cafe nicht schlecht, versucht den städtischen Teil des Parkes an den Bohlweg zu binden, noch mehr unsere Idee, den Schlossportikus, dessen Steine immer noch verfügbar sind, wieder zu errichten. Statt der Säulen wurde uns eine doppelte Reihe kleiner Bäume erlaubt, die jetzt auf einer Böschung den Platz mit den Kanonenkugeln der "Faulen Mette" begrenzen. Nettes Grün statt Architektur und Erinnerung. Die vier Schlosskapitelle im Wasserbecken mussten beinahe heimlich aufgesetzt werden.

Damit war das Ziel, den Schlosspark mit kräftiger Geste in die Stadtstruktur zu integrieren, von SPD und Stadtplanung vereitelt. Die aber kamen vom hausgemachten Problem nicht los und liessen Gutachten anfertigen.

Bollmannplan
Bollmannplan (1962)

 

Inhalt | Der Schlosspark: Die Gutachten

 

1999 Richard Borek Stiftung, Theodor-Heuss-Strasse 7, 38090 Braunschweig.
Die 28-seitige Broschüre ist für 2 Mark Schutzgebühr bei Borek am Dom erhältlich.

Magniviertel www.magniviertel.de